Richard Rausch

Der Komponist, der seine eigene Musik nie hörte

Richard Ludwig Rausch (geb. 19. November 1908, München, Deutschland; gest. 7. Juni 2002, Huntsville, Alabama, U.S.A.).

Deutsch-amerikanischer Komponist.

Rausch machte sein Abitur am Maximilians-Gymnasium in München. Anschließend studierte er Bauingenieurwesen an der Universität München und absolvierte vier weitere Studienjahre am Trapp-Konservatorium in München (das zum Richard-Strauss-Konservatorium wurde, aber 2008 in die Hochschule für Musik und Theater München eingegliedert wurde). Mehr über seinen Lebensweg und seine musikalische Entwicklung können Sie in seiner Autobiographie auf Deutsch oder Englisch nachlesen.

Seine frühen Werke weisen eine Vielfalt an Nachahmungen der ihn umgebenden deutschen Einflüsse auf, die verständlicherweise auf den jungen, in München lebenden Studenten abfärben. Werke wie das Bläser Sextett (1929), die Tragische Ouvertüre (1935) und die Sinfonie in Drei Sätzen (1936) deuten jedoch schon den unverwechselbaren Ton an, den Rausch sich später zu eigen macht. Doch es fehlen noch die Reduzierung auf das Wesentliche und die technische Versiertheit, die seinen späteren, ausgereiften Stil definieren. Bedauerlicherweise kam Rauschs Einberufung, die ihn schließlich zum Kriegsgefangenen in Wooler, Northumberland machte, im gleichen Jahr und ließen seine neu gefundene Stimme bis zu seiner Freilassung neun Jahre später im Jahr 1946 verstummen.

Nach dem Krieg ließ er sich für kurze Zeit im Geburtsort seiner Frau Anny in Tannenwirtshaus, einem abgelegenen Dorf in Oberfranken bei Bayreuth, nieder. Er komponierte mehrere Jahre in dieser ländlichen Umgebung, um sich von den seelischen Wunden des Krieges zu erholen und seine Seele zu heilen, indem er wieder Musik schrieb. Aber er sehnte sich danach, in sein geliebtes München zurückzukehren, und er brauchte eine bezahlte Arbeit, um seine Familie zu unterstützen.

Da sein Englisch sehr gut war, bekam Rausch eine Anstellung als Projektingenieur bei der U.S. Air Force in Neubiberg, komponierte aber trotz seiner beruflichen und familiären Verpflichtungen weiter. Seine Werke aus dieser Zeit, die an das Klavierstück anknüpfen, zeichnen sich durch Sparsamkeit, Präzision und seine eigenen Methoden aus, die traditionelle Tonalität zu umgehen, ohne auf die damals in Europa vorherrschende Atonalität zurückzugreifen. Einige Werke wie die Sonate für Violine und Klavier (1947) und die Serenade für Streicher und Bläser (1947) zeigen Einflüsse von Hindemith und bewahren dennoch Rauschs neu gefundene Stimme.
Berufliche Verpflichtungen verursachten eine zweite kompositorische Lücke von 1951-1956, aber es ist offensichtlich, dass Rausch mit den aktuellen musikalischen Trends Schritt hielt, denn seine Partituren von 1956-58 sind stark von der allgegenwärtigen Neuen Wiener Schule beeinflusst. Seine Werke aus dieser Zeit, z. B. Musik für Klavier (1957) und das Streichquartett (1958), zeigen den Wunsch, diesen neuen Klang in seinen persönlichen Stil zu integrieren. Obwohl er diesen Stil sehr gut beherrscht, wird seine eigene Stimme durch diesen Einfluss fast verdrängt.

1958 wanderte er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten aus und ließ sich in Huntsville, Alabama, nieder, wo er eine Anstellung als Bauingenieur bei der US-Armee erhielt. Seine musikalischen Bemühungen trugen wesentlich dazu bei, dass er diese Stelle bekam, da Freunde bei der NASA, die im Huntsville-Orchester und im katholischen Kirchenchor mitspielten, es ihm ermöglichten, Regierungsangestellter zu werden, obwohl er kein US-Bürger war. Damit begann eine 17jährige Pause vom Komponieren, während der er daran arbeitete, sich ein neues Leben aufzubauen. Zu dieser Zeit war er Geiger im Huntsville-Orchester, eine Position, die er 18 Jahre lang innehatte.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst im Jahr 1975 erlebte Rausch einen herbstlichen Kreativitätsschub, der vier Jahre lang anhielt. Während dieses Indian Summer entstanden seine eigenwilligsten, reifsten und ausdrucksstärksten Werke, darunter die Fünf Gedichte für Orchester (1977) und die Musik für Violine und Klavier (1976).

Rausch hat trotz dreier Kompositionspausen, die sich auf insgesamt 32 Jahre belaufen, eine beeindruckende Menge an Musik geschrieben. Er komponierte insgesamt über 50 Werke mit dem Schwerpunkt auf Kammer- und Orchestermusik. Er schrieb auch für Klavier und Orgel sowie ein Bläsersextett und einen Liederzyklus. Er starb 2002 im Alter von 94 Jahren, ohne je mehr als eine Handvoll seiner eigenen Kompositionen aufgeführt zu haben.

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